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Dokumentation

Wir Imkerinnen und Imker müssen als Hersteller von Lebensmittel viele Gesetze beachten und unseren Bienenprodukte natürlich einwandfrei erzeugen. Von den Daten auf dem Etikett bis zum Inhalt und der Verpackung muss alles richtig sein und richtig gemacht werden. Es gibt eine Fülle an Gesetzen und Verordnungen für z.B. die Lebensmittelhygiene, Verpackung, Füllmenge, etc. die wir einhalten müssen. Die guten fachlichen Praxis setze ich natürlich jetzt mal voraus. Auch hier greifen natürlich viele Hygienevorschriften und anderes.

Auf dieser Seite gibt es einige Dokumente oder Listen, die das Arbeiten und Dokumentieren für uns Imkerinnen und Imker erleichtert.

Betrieb und Völker – Dokumentation

Stockkarte

Völkerübersicht mit Standorten und Völkernummern

Bestandsbuch

Betriebsbeschreibung und relevante Besonderheiten: Beutensystem, Vermehrungspraxis, Mitarbeiter*innen (bei der Bearbeitung der Völker, Honigernte, Reinigung,…)

Bienenplätze mit Kartenausschnitten vom Flugkreis 3 km (z.b. Bayernatlas.de)

Standortliste über relevante Orte, z.B. Lagerorte für Honig und weitere Bienenprodukte (Wachs, Propolis, Pollen), Beutematerial und andere Betriebsmittel (Behandlungsmittel,…)

Verarbeitung – Dokumentation

Lagerliste

Nach dem Schleudern wird der Honig pro Charge in einem Gefäß gesammelt (Fass). Je nach Arbeitskapazität wird der Honig sofort cremig gerührt und dann in Gefäße gefüllt (Eimer, Fass). Diese Gefäße bekommen eine eindeutige laufende Nummer (z.B 2201). Dann kommt dieses Gefäß ins Lager, die Nummer und Charge wird in die Lagerliste aufgenommen, ebenso der Ort wo das Gefäß abgestellt ist (verschiedene Regale haben Namen und die Etagen haben Nummern, z.B. “Rudi 1” (1=unterste Etage der “Ablage namens Rudi”, die man nach oben aufstapeln kann)

Beispiel Lagerliste:

EimerNr.Menge (kg)JahrLosNr., %HsO, Leitfähigkeit, NameNameGebindeLagerortverkaufsfertigentnommen
220124,5202220528Sd, 17,5%, 275 mS/cmFrühlingszauber25kgEdelstahlRudi1X
220224,0202220531Rh, 16,9%, 263 mS/cmFrühlingsbl. mit Raps25kgEdelst.Rudi2X

Die Liste kann um weitere Parameter zum ankreuzen erweitert werden, z.B. ob der Honig cremig oder flüssig verkauft werden soll (wenn er gerührt wurde, dann natürlich cremig!) oder zum Beispiel, wenn man verschiedene Gefäße zum Lagern hat, für jede Art eine Spalte zum Ankreuzen (12,5 kg Plastikeimer, 25 kg Plastikeimer, 25 kg Edelstahleimer, 200 kg Fass, etc.). Die Bezeichnung oben in der Liste kann man in 90 Grad-Winkel eintragen, dann gibt es schmale Spalten und man spart Platz.

Honigbuch

Das Honigbuch ist eine Form der Auflistung, welche Honige an welchen Standorten geerntet werden konnten. Hier ein Musterformular, das man natürlich auf die eigenen Bedürfnisse anpassen sollte.

Verarbeitungsbuch

Wir erzeugen Lebensmittel und müssen alle Gesetze beachten, um unsere Bienenprodukte sicher auf den Markt zu bringen. Der Verbraucher hat ein Recht darauf ein gutes und für ihn sicheres Produkt zu bekommen. Dafür muss jederzeit nachvollziehbar sein: wo kommt das Lebensmittel her? Was wurde mit ihm gemacht, bzw. wie wurde es be- oder verarbeitet.

Mein Honig-Verarbeitungsbuch ist ein großes DIN A4 Notizbuch mit festen Seiten. Damit kann man keine Seiten manipulieren. In dieses Buch werden alle Infos zum Honig aufgeschrieben: von der Ernte bis zur Abfüllung ins Glas oder verkaufsfertig im Eimer. Das Buch ist sehr wertvoll, denn hier kann ich alle Einzelheiten zu jedem Honig finden – sofern wir sie natürlich vorher notiert haben.

Aber ich fange mal von vorne an:

Zargen beschriften

Wenn wir Honig ernten wollen, nehmen wir ein UV-lichtbeständiges Klebeband (blaues Kreppband), mit dessen Hilfe wir auf die Honigzargen mindestens folgende Angaben schreiben: Standort der Bienen, Tag der Ernte.
Wenn wir die Völker einzeln beurteilen wollen, kommt noch die Volksnummer drauf (Beutennummer) und ob es der 1. oder 2. oder 3. Honigraum ist. So kann ich unterscheiden, welche Sorten evtl. getrennt werden können, oder dass vielleicht der Honig in der 3. Zarge noch nicht trocken genug ist, um ihn gleich zu schleudern.
z.B. so:
Sd 20.05.22, 40=1/3
bedeutet: Standortkürzel=Sd, 20.5.22 (- ja auch das Jahr!), Beute Nr. 40, 1. von 3 Honigräumen (d.h. der unterste Honigraum des Stapels, den wir ernten. Das ist der 1. Honig, den die Bienen eingetragen haben).

Schleudern

Die Honigzargen kommen in unseren Verarbeitungsraum und werden chargenweise geschleudert: d.h. jeder Standort (sofern genug Honig davon da ist) wird extra geschleudert und bekommt jetzt eine eindeutige Losnummer. Alle Zargenaufkleber kommen beim Schleudern an unsere Wand (wieder ablösbar). Es wird pro “Stapel” (=Charge) eine Losnummer vergeben und je nach Beschaffenheit bekommt der Honig schon jetzt einen “Namen”. Diese Losnummer und der Name kommen bei allen weiteren Schritten auf das Gefäß, in dem der Honig sich gerade befindet: Schleuder, Siebeinrichtung, Abfüller, Fass in dem gesammelt wird, Rührgerät…
Wenn ich also am nächsten Tag weitermache mit Schleudern oder sieben etc., weiß ich immer welchen Honig ich gerade vor mir habe. Oder wenn eine Kollegin / ein Kollege weitermacht, ist auch für sie/ihn klar, welcher Honig das ist.
Die Zargenaufkleber kommen nach dem Schleudern ins Verarbeitungsbuch mit einer Notiz, ob der Honig gleich weiter verarbeitet oder ob er eingelagert wurde. Die Losnummer und der “Name” steht ganz oben drüber.

Sobald dieser Honig wieder aus dem Lager kommt, wird das aktuelle Datum, die Losnummer und der Name wieder im Verarbeitungsbuch eingetragen mit Notizen, was mit dem Honig wann passiert ist (z.B.: 20.2.22 Wasserbad (40°) für 3 Std., Melitherm (55°), 22.2.22 Rührmaschine m. Schnecke, 27.2.22 Heizschlange 40° für 30 Min, Abfüllunganlage) und dem Handzeichen dessen, der es gemacht hat (Buchstabenkürzel).

Honigabfüllprotokoll

Wird der Honig abgefüllt, werden die Einheiten in das Honigabfüllprotokoll eingetragen. Spätestens jetzt wird ein Mindesthaltbarkeitsdatum festgelegt, das auch in die MHD-Liste eingetragen wird, damit jedes Datum nur einmal vergeben wird.
Das Honigabfüllprotokoll dokumentiert sehr gut, welche Mengen an Honig in den verkaufsfertigen Zustand gebracht werden. So kann ich dokumentieren, wie viel Honig an den Kunden gegangen sein könnte, bzw. welchen Honig ich für mich verwendet habe.
Hier ein Dokument als pdf zum selbstausfüllen und ein Beispiel, wie es ausgefüllt wird.
Um das Protokoll an die eigenen Bedürfnisse anzupassen, gibts hier die ods-Datei zum Downloaden (bitte zum Drucken umstellen auf Querformat).
Unser Honigabfüllprotokoll hängt an der Tür, so dass man immer vor dem Verlassen des Raums dran denkt, dass man die Zahlen und Infos gleich einträgt.

MHD-Liste

Eine Liste für die MHDs (MindestHaltbarkeitsDatum), die man bisher ausgegeben hat, bringt den Vorteil, dass man – falls es mal nötig ist – nachweisen kann, wo der Honig herkommt. Die taggenaue Angabe des MHDs ist wie eine Losnummer. Aber um festzustellen, welcher Honig das ist, macht es Sinn davon eine Liste anzulegen und die Losbezeichnung, Völkerstandort, Schleuderdatum oder Abfülldatum einzutragen. Eine Losbezeichnung beinhaltet bestenfalls das Datum der Ernte und den Standort. Diese muss eindeutig und einmalig sein. Sie darf also nicht doppelt vergeben werden. Habe ich weitere Aufzeichnungen (z.B. das Verarbeitungsbuch, Abfüllprotokoll) kann ich jederzeit nachvollziehen, von welchem Standort der Honig geerntet wurde und welche Verarbeitungsschritte er durchlaufen hat, möglicherweise damit auch, wer dabei welche Arbeitsschritte durchgeführt hat. So lassen sich später vielleicht Fehler leichter aufklären oder mit einer Rückstellprobe nachweisen, dass der Fehler evtl. nicht bei der Produktion gemacht wurde.

Reinigung

Die Lebensmittel Erzeugung selbst hat viele Gesetze die es zu beachten gibt, damit wir unsere Bienenprodukte überhaupt vermarkten können.

Deshalb hängen Checklisten, was wann gereinigt wurde, ebenfalls an unserer Tür. Dann kann man das nicht einfach vergessen aufzuschreiben. Hier wird mit kurzen Notizen alles dokumentiert: Datum, was wurde gereinigt (wird in Spalten angekreuzt, bzw. im Notizfeld ergänzt) und die Person, die das durchgeführt hat. So ist diese Pflicht schnell erledigt und hinterlässt obendrein beim Lebensmittelkontrolleur einen guten Eindruck.
Hat man keinen zusätzlichen Verarbeitungsraum nimmt man einfach einen Ordner mit verschiedenen Registern und hält dort die Formulare bereit.

Wir haben zwei verschiedene Listen: eine wenn wir Schleudern und sobald die Ernte vorbei ist eine Liste für die Verarbeitung. Es gibt ja evtl. unterschiedliche Geräte und Behälter, die dafür zum Einsatz kommen.

Für ein HACCP-Konzept gibt es ein tolles Dokument, das man sich zunutze machen kann von der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen: Standard „QM Honig und Imkerei®“.
HACCP heißt, dass man alle Gefahrenpunkte notiert und sich Gedanken macht, wie man verhindert dass diese Gefahren eintreten und falls sie eintreten, was man dann für einen Plan hat, dass es wieder gut wird.

HACCP kommt aus dem Englischen und heißt: hazard analysis and critical control points, abgekürzt also HACCP, übersetzt heißt es Gefahrenanalyse und kritische Kontrollpunkte, siehe Wikipedia.

Fazit

Die Lebensmittel Gesetze sind auch dann zu beachten, wenn wir unsere Bienenprodukte NUR verschenken. Denn auch verschenken ist ein “in Verkehr bringen”.

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